Schon in jungen Jahren hatte ich mit der Idee gespielt, mir ein Tattoo stechen zu lassen - was wohl eher eine Revolte darstellte, weil Tattoos zu dieser Zeit als etwas anrüchig betrachtet wurden. Aber auch ich war nie so ganz davon überzeugt, weswegen die Idee dann auch immer wieder in Vergessenheit geriet.
Aber jetzt...!
Nachdem ich einige Jahrzehnte über dieser Idee gebrütet hatte durfte die Umsetzung zu meinem 50. Geburtstag "aus dem Ei schlüpfen". Es war nämlich eines der beiden Geschenke die ich mir selbst gemacht habe.
Sich diese Form der Körperverletzung erst jetzt "anzutun" hat so seinen ganz eigenen Charme. Denn die Vorstellung damit dann ein Leben lang untrennbar verhaftet zu sein ist doch realistischer einzuschätzen als mit jugendlichen 20, wo man noch gar nicht absehen kann, das: "auf ewig dein" nicht unbedingt immer ein Segen sein muss. Und welche Zeitspanne "ewig" meint oder meinen könnte ist 30 Jahre später doch um Einges besser abzuschätzen.
Dann wäre da noch die Sache mit der Motivwahl. Früher wäre die Versuchung wohl wesentlich größer gewesen ein Motiv der aktuellen Mode zu wählen und dem Zeitgeist zu folgen. Was nichts anderes bedeutet, als dass es dir nach einiger Zeit auf den Geist geht. Da würde wohl auch der Gedanke nur schwach trösten, dass alles wieder kommt. Wenn es auch schon mal 20 - 30 Jahre dauern kann. Was man zu der Zeit aber noch nicht weiß, da man selbst ein solches Intervall ja noch nicht komplett durchlebt hat.
Zudem haben sich auch schon diverse Erfahrungswerte eingefunden, bezüglich der Veränderungen zu denen so ein menschlicher Körper doch in der Lage ist und sich das äußere Erscheinungsbild durch viele Faktoren - wie zum Beispiel: Veranlagung, Quantität und Qualität der Nährstoffaufnahme, Tagesablauf und liebgewonnene Rituale mit nicht immer gesundem Hintergrund - täglich aufs Neue verändern kann. Dies kann und sollte auch von einer gewissen Bedeutung für Motiv und Wahl des Körperteils sein, welches durch die spitze Nadel verschönert werden soll.
Nachdem all diese Argumente Jaaaahrzehnte lang sorgfältig geprüft und mit- und gegeneinander abgewogen waren stand meinem Tattoo-Termin nichts mehr im Wege. Nach einer 2,5-stündigen Behandlung die gegen Ende dann doch etwas mehr als unangenehm wurde, war das Motiv "geritzt" - und ich bin nach wie vor mit meiner Entscheidung mehr als zufrieden und würde es immer wieder machen.
Doch der so oft eintretende Suchtfaktor nach Tattoo 2, 3, etc. ist bei mir ausgeblieben. Für mich ist und bleibt es etwas Besonderes. Bisher zumindest.
Aber wer weiß schon so genau, was mir zu meinem 60. Geburtstag so alles einfällt ...