Mittags geht’s los, ich werde abgeholt und dann geht es mit dem Dala Dala nach Arusha. DAS ist definitiv ein Abenteuer. In Kleinstbusse, die keine Anzahl der Maximalpersonen nennt und wahrscheinlich auch nicht kennt, wird mit aufgenommen, was irgendwie noch reinpasst. Jeder kleinste Unebenheit der Straße lässt einen vom Sitz heben und dem Wagenhimmel verdächtig nahe kommen. Was ja nicht schlimm wäre, hätte die Polsterung noch irgendetwas mit dem gemein, zu was sie ursprünglich wohl mal angedacht war. Die Landung auf dem Sitz ist dann auch wieder von besonderer Härte, denn die Polsterung ist eher Makulatur. Aber zumeist landet man eh ein Stück weit auf dem Sitznachbarn, also alles nicht so dramatisch...
Jede Fahrt kostet TSH 400 egal wohin. Ausgeschilderte Stationen gibt es nicht, man muss sie einfach kennen. Und man muss wissen wo man hin will und am besten 1 Station vorher dem Fahrpreiseinsammler zurufen. Wie man aus der letzten Reihe des Dala Dalas dann wieder rauskommt ist eine persönliche Herausforderung, allerdings treibt einen keinen an. Man hat also alle Zeit alle 2 Möglichkeiten auszuprobieren und rauszukrabbeln. Dann sind wir durch Arusha. Laut. Groß. Viele Abgase. Ampeln leuchten, dienen aber nur der Attrappe. Die Straße die zu überqueren ist eine Heldentat. Vor allem, wenn man noch vom Rechtsverkehr kommt und auf die falsche Seite blickt. Dann geht man ein paar Stufen hinab und steht in einer Art Kellergewölbe der aber ein Markt darstellt. Eine solche Anzahl von Früchten habe ich niemals zuvor in einem Markt gesehen. Absolut gigantisch. Enge Gänge einfacher Stein/Lehmboden, und nachdem es den Vormittag über geregnet hat eben auch dementsprechend matschig. „Mzungu“ – der/die Weiße. Das man damit immer noch etwas Besonderes ist, selbst in einer solchen umtriebigen Stadt, das merkt man, je länger man auf diesen Straßen unterwegs ist. Mich erreichen viele Blicke, deren Inhalt ich nicht so recht deuten kann. Sowohl von den Männern als auch von den Frauen. Ich nehme mir vor, sie einfach als Interesse abzutun. Ich werde viel angesprochen, mal ist es nur ein „Hallo“ oder ein „Jambo“, mal ist es der Versuch Kontakt herzustellen und mir etwas von dem unzähligen Warenangebot feil zu verkaufen. Oder es wird gebettelt. Ich habe Geld abgehoben und da der Umrechnungskurs bei ungefähr 2.100 Tansania Shilling für 1 Euro liegt bekomme ich für ca. 150 Euro einen dicken Stapel Banknoten. 300.000 T Shilling in 10.000er Scheinen machen meinen Geldbeutel nun richtig dick. Trotzdem ist die Stückelung zu groß wie für z.B. eine Dala Dala Fahrt für 400 TSH. Dann eine SIM-Karte für mein Smartphone besorgt, was ich allerdings ohne die tolle Unterstützung von Herieth, die mich diesen Tag ein wenig in Land und Abläufe einweist, nicht geschafft hätte. Und wofür ich nun gerade TSH 25.000 bezahlt habe ist mir nicht klar, außer dass ich später erfahren werde, dass ich damit nun Internet kann aber nicht telefonieren. Dafür müsste ich nun noch einen Voucher kaufen. Aber es ist schon etwas, was mich sehr freut: ich kann meinen Blog von hier aus weiter führen. All die Versuche mich an den heutigen Stand der Technik heranzuführen waren nicht vergebens. Und das mir J . Und ich merke, dass es mir gut tut zu wissen, dass ich mit meinem Zuhause in Kontakt bleiben kann. Ich weiß gar nicht, wie lange wie in Arusha unterwegs waren, Zeit ist für mich hier derzeit noch fremder als eh schon und eine Uhr habe ich nach wie vor nicht, irgendwann fahren wir mit einem überfüllten Dala Dala wieder zurück. Ob ich das je alleine hinbekommen werde? Da bin ich doch etwas skeptisch. Ich schleppe auf den letzten Metern zum Hostel noch einen Sixpack Wasser mit mir, denn ausreichend zu trinken kann man hier schnell vergessen ist aber extrem notwendig. Morgen früh werde ich das Projekt kennenlernen, für welches ich mich entschieden habe. Und am späteren Nachmittag werde ich mit dem Swahili-Kurs beginnen, welsche Step Africa für die Freiwilligen anbietet. Da bin ich ja mal gespannt ob mein Versuch seit Anfang dieses Jahres, mich dieser Sprache anzunähern sich doch irgendwie in kleinen Erfolgen zeigt. Abends kurz nach 20:00 Uhr ist der Tag für mich durch. Ich bin einfach nur noch platt. Doch ich merke, dass das mit dem Schlafen wohl eine Zeitlang so eine eigene Sache sein wird. Die unzählig vielen Eindrücke der letzten 2 Tage, von denen die meisten eher nebenbei wahrgenommen werden können, die fangen nun an, sich zu dieser Zeit ein wenig zu sortieren und sichtbar zu werden. Und auch wenn das schon eine ganze Menge ist, was mir da so durch den Kopf und durch die Nacht geht, es ist nur ein Bruchteil dessen, was es so zu verarbeiten gilt. Die Nächte werden hier wohl mal wieder eine eigene Herausforderung darstellen und ich muss für mich herausfinden, ob ich eine Möglichkeit habe, dies irgendwie zu managen. Sonst könnte es sehr kräftezehrend werden. Und das liegt nicht an den unterschiedlichsten und teilweise neuen Tiergeräuschen, welche die Nacht ausfüllen.
Tag 2 = Tag 1 auf dem Projekt Pippi-House Heute war Duschen schon anders als gestern. Die Temperatur als lauwarm zu bezeichnen wäre eine charmante Übertreibung. Aber zumindest regnete es keine Eiswürfel mehr. Schnell werde ich doch ganz genügsam J Und wach macht es allemal. Heute ist Projekttag Nr. 1. Ich werde also „ans Händchen genommen“ , ich fahre wieder Dala Dala und es geht ins Pippi House. Heute gibt es die Fortgeschrittenen Stufe: wir müssen einmal umsteigen. Aber noch bin ich unter Anleitung, was aber leider auch verhindert, dass ich mir markante Punkte merken kann sondern Herrieth einfach hinterher laufe. Durch die Tür im Pippi-House dauert es keine 3 Sekunden, und schon das erste kleine Kind umklammert dein Bein. Das zweite nimmt dich an der Hand und führt dich schon ein wenig herum. Der Leiter des Pippi-Hauses führt mich herum, zeigt mir die diversen Zimmer die winzig sind und teilweise überbelegt. Es leben ca. 30 junge Frauen hier und 8 Kinder. Und es gibt keinen festgeschriebenen Zeitpunkt, wann sie das Haus wieder verlassen müssen. Viele von den jungen Frauen gehen zur Schule, zwei von ihnen zur Universität. Und nun gilt es, sich selbst eine Aufgabe zu suchen. Meist liegt diese am Vormittag darin, die Kinder und Babys zu versorgen. Mit ihnen zu spielen, zu windeln oder etwas mit ihnen zu lernen. Schwierig für mich. Meine Idee etwas zu tun wird erst einmal ziemlich entschleunigt und ich bleibe auf der Couch sitzen. Die Kinder kommen und bestimmen das Programm. Eine weitere Freiwillige ist da und zeigt mir das ein oder andere. Hilfreich und die Zeit vergeht etwas. Die jungen Frauen die im Haus sind, aus mir nicht ersichtlichen Gründen nicht in der Schule sind, bereiten das Essen. Es gibt eine Art Maisbrei mit Bohnen. Es gibt nahezu immer Maisbrei mit den unterschiedlichsten Beilagen. Gekocht wird in riesigen Töpfen die über offenes Feuer gestellt werden, Holzscheite dienen zur Befeuerung. Leben geht hier in Zeitlupe. Auf den Straßen von Arusha ist der Verkehr übermächtig, großes Treiben, viele Abgase, jede Menge Staub und eigenes Treiben. Betritt man aber eine dieser Anlage, die meist durch eine Mauer und ein Tor gesichert sind, mein Hostel auch noch zusätzlich durch einen Nachtwächter und einen Hund, dann steht schlagartig die Zeit still. Von jetzt auf eben. Die Rückfahrt eine neue Herausforderung: die erste Dala Dala Fahrt, die ich alleine bewältigen muss. Klappt fürs erste Mal ganz gut, bei dem zweiten Teil der Strecke entscheide ich mich, diese zu Fuß zurück zu legen. Dann habe ich auch mehr die Chance, die Gegend wahrzunehmen. Die Straßenseite wechseln ist nur etwas für Helden, zu dem ich aber mutieren muss, denn manchmal ist es leider unvermeidlich. Markante Punkte sind wenig auszumachen, denn irgendwie sieht für mich alles gleich aus. Was fast logischerweise dazu führt, dass ich eine „Straße“ zu früh abbiege und eine Weile brauche um sicher zu sein, dass es so ist. Also wieder umkehren, etwas, was von den vielen Leuten , die einfach nur am Straßenrand sitzen und reden und schauen natürlich nicht unbemerkt bleibt. Was dann auch zur Folge hat, dass mir jemand hinterher ruft: „you took the wrong way?“ Außer Nicken bleibt mir da nicht viel. Nächste Querstraße nächster Versuch und siehe da, dieses Mal habe ich die richtige Seitenstraße erwischt und ich suche das andere Hostel, wo gleich die erste Swahili-Sprachstunde stattfindet. Gute Stunde, guter Lehrer. Aber: hohes Tempo. Anscheinend geht nicht alles „pole pole“, unterrichten hat wohl eine eigene Geschwindigkeit. Ich kann das, was ich bisher gelernt habe weitestgehend verwenden, aber im Dialog ist es eben nicht alles so schnell abrufbar. Aber ich bin zufrieden. Nächsten Montag geht’s weiter, dann zweimal die Woche. Das wird nicht gerade die einfachste Übung für mich, aber Spaß macht es dennoch. Für heute soll es das gewesen sein. Denn so viele Stunden Schlaf hatte ich diese Nacht noch nicht, der Flug liegt auch erst 2 Tage zurück und all die vielen neuen Eindrücke, die schlauchen schon mächtig. Siku salama! | Bildergalerie |