heute war eigentlich ein Tag an dem so viel Ungewöhnliches nicht passiert ist. Und dennoch hatte er für mich schon ein paar besondere Momente.
Vorab sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich eher nicht zur Fraktion „Weltenbummler“ gehöre. „Nesthocker“ wäre wohl die korrektere Umschreibung meines Reiseverhaltens. Was heißt: bis auf eine Ausnahme gingen meine wenige Reisen innerhalb Europa, eher noch im deutschsprachigen Raum. Oder eben um die Ecke. Wenn ich die jungen Menschen hier im Hostel erlebe, mit welchen Unbefangenheit und Leichtigkeit sie fremden Kulturen begegnen und sich in und mit ihnen bewegen, dann merke ich den Unterschied zu mir schon in sehr auffälliger Art und Weise. Denn ich bin erst einmal mit großer Unsicherheit belegt und respektvollem Abstand. Das nur vorweg, um vielleicht ein wenig verständlicher zu machen, warum das heute für mich schon in gewisser Weise eine „größere Sache“ war. Heute war wieder ein Projekttag. Und dieser startete erst einmal mit strömendem Regen. Pünktlich zu unserem Aufbruch zum Dala Dala fiel mal wieder der Strom aus. Was dann nicht mehr so dramatisch ist, da wir ja erst einmal das Hostel für Stunden verlassen. Auf meinem Plan stand heute auf jeden Fall, früher vom Projekt zu gehen um ins Arusha Zentrum zu fahren. Denn Geld holen, Sekundenkleber für meine Brillenreparatur kaufen und nach einem passenden Rucksack Ausschau zu halten standen immer noch auf meiner Liste der Dinge die zu erledigen sind. Also nach dem Projekt mich alleine aufgemacht, das richtige Dala Dala für die Station „Clock Tower“ erwischt und mir im Zentrum erst einmal ein Cafe gesucht um meinen Koffein-Spiegel mal wieder auf Normal-Null zu bringen. Ich weiß nicht, wie es anderswo ist, aber hier in Arusha gibt es Geldautomaten für die VISA-Card, da wartet man nach der Eingabe der Geheimzahl und des gewünschten Geldbetrages ca. 10-30 Minuten auf die Auszahlung der Banknoten. So einen hatte ich in der letzten Woche erwischt und die Transaktion dann abgebrochen. So hoffe ich zumindest. Wenn nicht hat sich der nächste Kunde über ein Bündel Scheine gefreut, die er zur freien Verwendung hat, ohne das sein Konto dafür belastet wird. Dieses Mal habe ich nach dem Automaten gesucht, der mir am Einweisungstag empfohlen wurde. Und alleine zu merken, mit welcher Sicherheit ich mich schon durch die Straßen bewege, das hat mich mächtig gefreut. Die Suche nach einem geeigneten Rucksack war leider nicht so erfolgreich. In dem Laden sollten sie 135.000 TSH (ca. 65 €) kosten, was für die Qualität okay war, ich aber so viel gar nicht ausgeben wollte. Denn ich brauche ihn nur für meine Zeit hier vor Ort. Und von dem Straßenhändler, der mir in den letzten Tagen öfters über den Weg gelaufen ist, war heute leider nichts zu sehen. Dieser trägt ca. 20-30 Rucksäcke an seinem Körper und bietet diese den vorbeigehenden Passanten an. Er hat schon etwas von einem Michelin-Männchen. Dafür aber habe ich meinen Sekundenkleber(Super-Glue) gefunden. Zu einem Preis wo ich wohl in diesem Land mein Haus mit Sekundenkleber bauen würde :). Für gerade mal 700 TSH (33 Cent) eine Tube. Und das Zeugs tut es wie blöd, ich hatte große Schwierigkeiten meine Finger wieder vom Brillengestell zu bekommen. Eine der Hauptstraßen in Arusha zu überqueren ist und bleibt eine Heldentat. Tatsächlich gibt es 2 (!) Ampelanlagen im Zentrum die aber reine Makulatur sind. Eher im Gegenteil ist es fast schon gefährlicher bei „Grün“ die Straße zu kreuzen. Auch sieht man hier und da einen Zebrastreifen, niemals aber würde ich mich darauf verlassen, dass diesen auch die Auto- und Motorradfahrer wahrnehmen. Was das Wechseln der Straßenseite zusätzlich erschwert ist der „vermeintliche“ Linksverkehr. Also erst einmal nach rechts schauen und dann nach links. Dies kann man sich zwar verinnerlichen hilft aber nur partiell denn manchmal scheint die Straße nur ein Knäuel von Autos, Motorrädern und Fahrrädern zu bestehen die jegliche Straßenordnung komplett aufgehoben haben. Wenn man sich das einmal bewusst gemacht hat und mit dem notwendigen Mut und Selbstbewusstsein daran macht sich auf das Abenteuer „Straßenseitenwechsel“ zu machen, dann funktioniert es in der Regel auch. Also bisher … In der Stadt auch einen Einheimischen getroffen, erst einmal ein nettes Gespräch geführt bis er dann darauf hinweist, dass er in einer Nebenstraße einen Souvenirshop hat, den ich doch unbedingt mal besuchen sollte. Mit einem entschiedenen „Hapana“ (=Nein) trennen sich unsere Wege. Mit dem Dala Dala zum Impala, und dann zu Fuß zum Banana-House. Ich hätte auch weiter fahren können aber ich mag es sehr die Gegend zu Fuß zu erkunden. Ich nehme sehr viel mehr war, als das in einem Dala Dala je sein könnte. Wie auch, wenn bis zu 20 Personen dort teilweise gestapelt sitzen, liegen, stehen, da ist ein Blick aus den Fenstern eher nicht möglich. Swahili-Kurs um 16:00 Uhr, und dieses Mal wird es eine Art „Heimspiel“ für mich. Denn wenn ich etwas sehr gut kann, dann sind es Zahlen. Diese habe ich schon mit meinem Internet-Sprachkurs gelernt. Der Unterricht ist top, Andrew baut sehr viele Interaktionen ein, einmal sich für 30 Sekunden rauszunehmen ist nicht möglich. Sofort kommen wieder seine Ansagen: Mambo! Poa! Diesen Unterricht haben wir zwei Mal die Woche, Montag und Mittwoch. Hausaufgaben gibt es jedes Mal. Und wenn er in diesem Tempo weitermacht, dann kann ich in 4 Wochen wohl schon ein wenig. Ein Sprachkurs im Internet ist ja grundsätzlich nicht verkehrt, aber zumindest in meinem Fall war der Schwerpunkt hier auf das Lernen von Vokabeln. Grammatik war noch nie mein Ding und das Sprechen bzw. eine Konversation ist bei dieser Lernmethode ziemlich vernachlässigt. So kann ich zwar fragen: Hiyi ni bei gani? (= Was kostet das?) aber leider würde ich die Antwort nicht verstehen. Dem Unterricht anschließend findet die Teambesprechung der Organisation statt, wo alle Freiwilligen und die Organisatoren zusammen sitzen können und aktuelle Dinge besprechen. Das geht von Mängeln in den Unterbringungen, wie auch zu Themen dass zum Beispiel während des Ramadan, welcher seit einer Woche ist, regulär kein Zucker zu kaufen gibt. Oder man kennt die Geschäfte, wo man, wenn sonst niemand im Laden ist den Verkäufer leise danach fragen kann und dieser in einem der hinteren Räume verschwindet und mit einer Tüte Zucker zurückkommt. Also wie ihr lesen könnt, eigentlich ein unspektakulärer Tag. Auch der Strom- und Wasserausfall abends, der bis zum nächsten Morgen dauern soll ist hier ja auch Alltag. Und doch, nach einer Woche die ich nun hier bin merke ich, wie ich an Sicherheit gewinne. Und mit einem gestärkten Gefühl und weniger Distanz mit den Situationen umgehe. Darüber freue ich mich sehr. | Bildergalerie |