Seit Samstag hat es hier nicht mehr geregnet. Und die Sonne macht ihrem Namen alle Ehre. Was sich ja erst einmal nicht so verkehrt liest. Wenn, ja wenn…
… das Staubaufkommen dadurch nicht um ein Vielfaches explodieren würde. Es ist kaum vorstellbar, wenn man es nicht selbst gesehen hat. 1 Esslöffel Staub nimmt man hier mindestens täglich zu sich. An Tagen wie heute bekommt man die doppelte Portion. Und mindestens einen weiteren setzt sich so ziemlich in alle Poren und Körperöffnungen und einen weiteren transportiert man für staubfreie Zeiten im Schuh. Heute ist wieder Projekttag. Früh aufgestanden, warmes (!) Wasser zum Duschen vorhanden, lecker gefrühstückt. Und dann geht’s auf. Während meine Mitbewohner heute einen Tag an den heißen Quellen verbringen werden, mache ich mich auf den Weg zum Rande des Arusha Nationalpark, zu „meinem“ Tierheim Mbwa wa Africa. Was ich wohl noch nicht erwähnt habe, das ist die Tatsache, dass auf der Strecke dorthin gerade eine vierspurige Autobahn gebaut wird. Dadurch, dass die Sonne schon so früh aktiv ist, sind im Dala Dala alle Fenster geöffnet. So nehme ich den ersten halben Esslöffel Staub zu mir. Eigentlich hatte ich ja schon gefrühstückt. Für die Piki Piki-Fahrt reicht heute eine Jacke, das ist Premiere. Denn mir war es schon mit zwei Jacken bisher oftmals zu kühl. So einfach nur klasse. Meinen Freund Moyo begrüßt, die Kleinen davon abgehalten mich als Kauknochen zu verwenden und mich kurz auf den Stand der Dinge bringen lassen: Der Hund, der Sonntag mit den Vergiftungserscheinungen kam und schon komplett gelb war hat es nicht geschafft. Er starb noch in der darauffolgenden Nacht. Das war leider zu erwarten, auch wenn alles versucht wurde. Die Katzen sind noch nicht eingezogen, dass passiert wohl erst in den nächsten Tagen. Und Moyo hat mich wieder erkannt :), und er hat morgen, trotz dass es hier ein moslemischer Feiertag ist (das Ende von Ramadan?), seinen OP-Termin. Dann wird sein hinteres linkes Bein amputiert. Hunde arrangieren sich mit 3 Beinen relativ schnell und er wird dann keine Schmerzen mehr haben. Also freue ich mich in gewisser Weise für und mit diesem charmanten Herrn. Dann geht’s zur Hunderunde. 3 Menschen 7 Hunde raus in die Natur. Auch hier: Staub kostenlos. Mein zweiter halber Esslöffel – als Nachschlag zum Frühstück. Guten Appetit. Die Landschaft ist ein Traum, aber wenn Motorräder oder gar Autos vorbeifahren steht man erst einmal in einer Staubwolke. Danach ist der Tag reichlich unspektakulär, da auch die Hunde lieber faul irgendwo rumliegen, als das sie sich groß bewegen würden. Wir tun es ihnen weitestgehend nach, außer, dass immer einer den Weg zu uns findet, der doch bitte ausreichend gepöngelt werden möchte oder seine Schlafstätte auf unseren Beinen errichtet. Der Weg zurück wird dann die absolute Staubzugabe. Wenn ich vorne aus dem Fenster des Dala Dala schaue, kann ich nur roten Staub sehen. Von den Vorderwagen ist maximal noch das Bremslicht zu erkennen. So in etwas stelle ich mir einen Sandsturm in der Wüste vor. Nur, dass ich in einer rollenden Konservendose sitze, in der es nur auszuhalten ist, wenn die Fenster geöffnet sind. In der es eigentlich aber auch nur auszuhalten wäre, wenn die Fenster geschlossen wären. Ich bin froh, als wir endlich „Phillips“ erreichen, die Fahrt erscheint mir heute irgendwie endlos. Aber ich merke auch, wie sich der Staub in meine Augen setzt und mich müde macht. Und am liebsten würde ich nur spucken, weil es tatsächlich im Mund knirscht. Wie viel davon kurzerhand in meine Lunge weitergeleitet wird, darüber möchte ich gar nicht nachdenken. Gepaart mit den ganzen Abgasen, denen man in keiner Weise entgehen kann, ist es eine eher sauerstoffarme Mischung. Neben dem Wunsch mal wieder frei durchatmen und dabei überwiegend saubere Luft einatmen zu können, wächst bei mir, wie auch den anderen Volontären, ein Wunsch immer mehr: wenn wir erst einmal zu Hause sind, dann werden wir uns mindestens 3 Stunden in die Badewanne legen. Damit sollten zumindest die obersten Schichten des Staubs aus unseren Poren gespült worden sein. Ob ich meine Haare jedoch jemals wieder staubfrei bekomme, dass wage ich inzwischen zu bezweifeln. Eigentlich müsste ich sie mal mit richtig heißem Wasser und Shampoo auswaschen, anders geht das Fett gar nicht mehr heraus. Aber woher soll ich heißes Wasser nehmen? Hätte wahrscheinlich auch eher eine temporäre Wirkung und so fühlen sich meine Haare, selbst nach der morgendlichen Dusche doppelt so dick an, als sie eigentlich von Natur aus sind. Abends dann noch Naseputzen bringt noch einen weiteren kleinen Staubvorrat zum Vorschein. Und die Hände kann man nach dem Waschen noch so sehr eincremen, es bleiben Reibeisenhände. Die werde ich wohl nach meiner Rückkehr erst einmal 1 Woche lang in Handcreme tauchen. Morgen habe ich wieder einen „freien“ Tag, da ich nachmittags wieder Swahili-Unterricht habe. Und dann geht es übermorgen auf meine 4-Tages-Safari. Und eines werde ich dort sicherlich nicht vermissen: Staub. Denn den gibt es da noch reichlicher als hier in der Stadtgegend, er hat höchstens eine andere Farbe. Auf diese Abwechslung hätte ich gerne verzichtet :). So, und nun gehe ich mich mal ausklopfen. Jioni salama! Badaaye. | Bildergalerie |