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Wieder im Einsatz

Veröffentlicht am 12.07.2016

Zwar war die Nacht noch mit einigen Husten- und Schnupfattacken ausgefüllt und somit Schlaf nur mit Unterbrechungen möglich, aber dennoch ist klar: ich gehe heute ins Projekt. Denn noch einen Tag im Hostel verbringen, ist nicht das, was ich mir für die Zeit hier vorgestellt habe.

Zu Beginn bin ich noch wackelig auf den Beinen. Und leider ist es mal wieder sehr kühl und es nieselt. Aber es ist warm im Dala Dala, dieses Mal kommt es mir entgegen, dass es etwas enger ist.

Ungewöhnlich ist, dass an meiner Dala Dala Aussteigestation keine Piki Pikis stehen und wir tatsächlich 5 Minuten darauf warten müssen, bis sie erscheinen. Das an sich ist nicht dramatisch, es verwundert nur insofern, dass an so ziemlich allen Dala Dala-Stationen unzählige Piki Pikis stehen, die sogar die Leute im Bus ansprechen, ob sie nicht mit ihnen weiterfahren wollen.

Das, was ich heute sehr an der Tierheimarbeit zu schätzen weiß ist der Hundespaziergang. Ich bin ca. 4 Stunden mit drei Hundegruppen an der frischen Luft unterwegs. Die Betonung liegt hier auf der „frischen Luft“. Hier, am Rande des Arusha Nationalparks ist alles dermaßen grün und wenig bevölkert, dass es so etwas wie klare und saubere Luft gibt.

Mein Freund Moyo hat seine Beinamputation sehr gut weggesteckt. Die Wunde sieht sehr gut aus, auch wenn er noch Schmerzen durch den Heilungsprozess haben dürfte. Ob Hunde auch Phantomschmerzen haben können?

Der Tag tut mir gut, an Bewegung und frischer Luft ist es genau das, was ich brauche. Auch wenn mir zwischendurch immer noch etwas flau und schummrig ist.

Fast genau auf die vereinbarte Zeit erscheinen nachmittags unsere Piki Pikis für die Rückfahrt und wir warten nur kurze Zeit aus unser Anschluss-Dala-Dala.

Doch dann kommt es zu einer Begebenheit, die mich schon etwas verstört: an einer Haltestation kommen wir zusammen mit einem anderen Dala Dala nahezu gleichzeitig an. Auf der gegenüberliegenden Seite stehen 2 Frauen mit einem kleinen Jungen in der Mitte, die zu den Dala Dalas möchten. Beide Condar gehen auf die andere Straßenseite um die Frauen zu überzeugen, doch in jeweils ihren Bus zu steigen. Unser Condar nimmt den kleinen Jungen direkt in die Arme, frei nach dem Motto: wenn ich den Jungen habe, dann bekomme ich auch sicher die Frauen in mein Dala Dala.

Der Condar des anderen Wagens protestiert und der Junge wird wieder zu Boden gelassen. Zuerst beginnt zwischen den beiden Condars eine Art Scheingefecht. Und die mitfahrenden Leute um uns herum fangen an zu feixen und Spaß an der sich bietenden Szene zu haben.

Aus dem Scheingefecht wird dann ernst, und die Schläge, welche die beiden Condars sich gegenseitig zufügen, treffen. Das Feixen und dem Spaß, den die sich zahlenmäßig vermehrenden Schaulustigen scheinbar haben, tut dies kein Abbruch.  

Erst nach ca. 1 Minute gehen zwei Einheimische dazwischen und trennen die beiden Condars, der vordere Wagen fährt – mit der Dreiergruppe – relativ schnell davon.

Unser Condar versorgt sich erst einmal 5 Minuten mit diversen Tüchern, da ihm das Blut über das Gesicht läuft. Danach legt er sich in den Dala Dala, und ein anderer Fahrgast übernimmt solange die Condar-Funktion. Ich kann das was im Wagen gesprochen wird, nicht verstehen, aber es geht wohl  immer noch um die Schlägerei und es wird weiterhin darüber auch ein Stück weit gewitzelt.

Das befremdet mich. Es würde mich überall auf der Welt befremden. Nur hier hätte ich so ein Verhalten eher weniger vermutet, weil ich die Afrikaner hier eher entspannter (wenn auch nie völlig frei von Aggressionen) erlebt habe.

An der nächsten Station ist unser Condar wieder auf den Beinen, und irgendwie scheint er sich und/oder anderen beweisen zu wollen, was er drauf hat. Einige der dort stehenden Menschen fordert, ja fleht er teilweise minutenlang an, in sein Dala Dala zu steigen. Ohne Erfolg. 10-15 Minuten verbringen wir an dieser Station, doch all seine vehementen Versuche bleiben erfolglos.

An den nächsten Stationen entspannt sich dann sein Verhalten, wahrscheinlich auch, weil zahlreiche Leute zusteigen.

In der Zwischenzeit habe ich mal grob überschlagen: bei den drei Fahrgästen wegen denen sich der Streit entbrannt hat, hat es sich um eine Einnahme von ca. TSH 1.200 gehandelt, also umgerechnet etwas mehr als 50 Cent. Aber es war wohl auch eine Frage der Ehre.

Morgen steht wieder ein freier Tag an, und dieses Mal werde ich sicherlich nach Arusha reinfahren und diverse Besorgungen vornehmen. Zudem läuft heute Nacht auch mein Internet-Bundle aus und ich muss für die nächsten 7 Tage noch weiteres Paket kaufen, denn ohne dies sind keine weiteren Blog-Einträge oder Mail- und WhatsApp-Benachrichtigungen möglich.

Und ich werde morgen das letzte Mal meine Wäsche von Hand waschen. Und es sicherlich nicht vermissen, wenn ich dies hoffentlich so schnell nicht mehr tun muss.

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