Die Geräusche, die von außen zu mir unter der Dusche hereindringen, verheißen nichts Gutes. Und richtig, kurze Zeit später soll ich feststellen, dass es schüttet. Okay, es ist Winter in Tansania, doch ein klein wenig anders hatte ich mir das schon vorgestellt.
Dafür heute ein absolutes Novum beim Duschen: das Wasser wurde so heiß, dass ich es sogar runterkühlen musste. Das ist mir bisher noch nie passiert, nehme ich aber immer wieder gerne :) Waschtag. Das letzte Mal werde ich mit Plastikschüssel, Schrubber und Kaltwasser dem Dreck und Staub meiner Unterwäsche begegnen. Und davon gibt es heute besonders viel, denn die meisten Teile sind vom Safari-Wochenende. Und wenn es eines gibt, was kostenlos und zuhauf vorhanden ist, dann ist es: Staub! Zuhause werde ich alle Teile erst einmal durch die Waschmaschine jagen. Nur bei den Socken, da werde ich mir die Mühe gar nicht mehr erst machen. Diese werden direkt entsorgt und ihr Platz im Schrank wird durch einen Neukauf im 20er-Pack ausgefüllt werden. Diese rote Erde geht nämlich selbst mit dem intensivsten Schrubben nicht aus den Maschen. Alles wird auf die Leine gehängt, denn Momo – unser Hostelhund – verschont nichts vor ihren Zähnen was in Sprunghöhe erreichen kann. Sie ist einfach unausgelastet. Dann geht’s in die Stadt. Auch hier fast ein Novum: denn so viel Platz wie heute, die ganze Fahrt über, konnte ich noch nie mein eigen nennen. Zuerst geht’s zum Vodacom-Shop. Ich brauche für die nächsten 8 Tage noch ca. 2 GB Internet-Flat. Also setze ich mich geduldig auf die Fensterbank und warte, bis ich an die Reihe komme, und mein Smartphone mit den notwendigen Bits- und Bytes-Anwartschaften aufgefüllt ist. Als nächstes ist der Geldautomat dran. Der Linke von Beiden gibt mal wieder nur maximal den Kontostand her. Selbst wenn das für meine Kreditkarte möglich wäre, ich bin mir gar nicht sicher, ob ich wissen möchte, was ich schon so alles an Cash abgeholt habe. Und das mir als Zahlenschubse und „Pfennigfuchser“ … Ich stehe also am Rechten an, es sind noch 2 Leute vor mir, und der Typ der am ATM steht, der plündert den Automaten mit ungefähr 3 Karten. Das habe ich schon öfters beobachtet, und so bleibt mir nur, die Wartezeit damit zu verkürzen, dem Treiben auf der Straße zuzusehen. Warum der Automat heute den Auszahlungsbetrag auf 200.000 TSH (ca. 100 €) begrenzt, wird mir klar, als er ein dickes Bündel an 5.000 TSH-Scheinen aus dem Schlitz spukt. Üblicherweise erscheinen dort nämlich 10.000 TSH-Scheine und es ist möglich, bis zu 400.000 TSH abzuheben. Also ist wohl der Höchstbetrag abhängig von der Stückzahl, die auf 40 Scheine begrenzt ist, und nicht vom Betrag. Zuvor habe ich erfahren, dass die Apotheken hier auch Antibiotika ohne ärztliches Attest verkaufen, und so ist mein nächster Gang in die Pharmacie. Eigentlich nicht meine übliche Vorgehensweise, aber da ich hier den Gang zum Arzt scheue finde ich dieses Arrangement ausnahmsweise mal ziemlich charmant. Ich betrete den kleinen Laden, der eine Einrichtung hat, wie ich sie wohl so ca. vor 70 Jahren bei uns vermuten würde und … stelle mich in der Schlange erst einmal hinten an. Ob ich nun ein Antibiotikum oder ein „freies“ Arzneimittel erhalte, das kann ich nicht so direkt erkennen, denn dafür reichen meine Englischkenntnisse auf gar keinen Fall aus. Aber die Symptome deckt es ab, wenn auch nicht gesondert auf Bronchitis und Nebenhöhlenvereiterung hingewiesen wird. Für den Wert von 7.000 TSH (ca. 3,50 €) werden diese Kapseln mit den bunten Kügelchen als Inhalt meine und ich werde herausfinden, ob sie für meine Symptome geeignet sind. Ich glaube auch ganz fest an den Placebo-Effekt. Alles was ich unbedingt erledigen musste, ist nun erledigt und ich bin der Meinung, dass ich mir nun eine Tasse leckersten Kaffee verdient habe. Aber im „Africafe“ ist nicht so einfach ein Platz zu finden, und so warte ich wieder. Dafür bekomme ich dann aber einen Ledersessel an der Fensterscheibe – ein Platz, der mir wegen der Beobachtungsmöglichkeiten extrem zusagt. In der Zwischenzeit wird mir auch bestätigt, das die Massai-Tour am Samstag stattfindet, und so werde ich also noch einen weiteren Ausflug innerhalb meiner Zeit hier haben. Es wird wohl eher zu einer Art „Rheumadecken-Verkaufsveranstaltung“ werden, so die Berichte anderer, dennoch möchte ich mir gerne einen Einblick in die Wohn- und Arbeitssituation dieser Menschen machen. Was ich fototechnisch machen werde, das ist mir noch nicht ganz klar, das wird auch davon abhängen, was die Massai sich vorstellen, wie teuer Fotomachen sein soll. Den Rückweg trete ich wieder zu Fuß an und bin länger unterwegs. Aber das ist okay. Da ich bis zum Swahili-Unterricht noch Zeit habe, gehe ich erst einmal ins Hostel. Und hier warte ich nun auf Strom … Ich weiß nach wie vor nicht warum, und ich höre nun auf, mich darüber zu wundern. Aber der Swahili-Kurs war einfach genial. Obwohl so ein Einzelunterricht, was er inzwischen geworden ist, auch eine ziemlich anstrengende, da hochkonzentrierte Angelegenheit ist. Dies war heute meine vorletzte Stunde, die letzte kommt nächsten Montag. Und als ob es um den krönenden Abschluss ginge sind die Hausaufgaben, die ich erhalten habe auch von feinster Güte und Umfang. Mal schauen, wann ich dazu komme, diese zu bearbeiten. Ich will ja nicht zum Schluss schlampig werden. Ach ja, Strom ist wieder da. Und schon hängen hier alle an ihren Smartphones und den Steckdosen… Und nun warte ich noch aufs Abendessen und freue mich darauf. Nicht, weil Reis und Bohnen nun eines meiner Lieblingsgerichte wäre, aber weil ich Hunger habe. Großen Hunger. Und morgen geht’s wieder ins Projekt, hoffentlich mit einer besseren Gesundheit, weil die Wunderpillchen einen guten Job gemacht haben. | Bildergalerie |