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Safari, Sternenhimmel und Staub

Veröffentlicht am 09.07.2016

Tag 3

Wir verabreden uns für 6:30 Uhr zum Frühstück, damit wir um 7:30 Uhr in die Serengeti aufbrechen können.

Die Nacht ist nicht so prickelnd, denn die 5 cm dicke Unterlage lässt schon das Gefühl zu, direkt auf der Erde zu schlafen. Und der Schlafsack ist nicht dafür ausgelegt, wirklich warm zu halten. Insofern bin ich nicht unfroh, dann irgendwann endlich aufstehen zu können.

Das Duschen unterlassen wir auf dem Zeltplatz lieber. So einladend sehen die Duschen hier nicht aus. Aber das ist schon eine Herausforderung der ganz eigenen Art, denn gerade duschen wäre etwas, was ich gerne täte. So aber muss es eine Serviette getränkt mit Wasser tun, mit der ich mich oberflächlich abwasche. Das, was den Umstand erträglich macht: wir haben uns kollektiv dazu entschieden, auf Duschen zu verzichten, insofern haben wir alle die gleiche Ausgangsposition.

Und so geht es zum Tagesanbruch, ungewaschen, sehr gut gefrühstückt und hoch motiviert in den 3. Tag. Ein toller Sonnenaufgang begleitet uns auf dem Weg zum kleinen Flugplatz in der Serengeti, wo unser Guide noch die Gebühren für den Parkbesuch bezahlen muss. Wir sind die ersten dort, was bedeutet: wir warten mal wieder. Bis jemand kommt. Bis das System hochgefahren ist. Bis die Zahlung durch ist.

Es ist noch recht frisch, aber die Wärme der zunehmenden Sonnenstrahlen lässt erahnen, dass sich dies bald ändern wird.

Unser Guide hält Ausschau nach den Tieren, er hat einen kaum nachahmbaren Blick für das Aufspüren dieser. Und wann immer uns ein Wagen entgegen kommt, tauschen sich die Fahrer kurz aus, wo es welche Tiere zu sehen gibt. Oder eben leider nichts zu sehen gibt. Kein Konkurrenzdenken, mitgeteilt wird, was mitteilungswürdig ist. Und das, obwohl es sich dabei um die vermeintliche „Konkurrenz“ handelt.

Landschaftlich ist die Serengeti kaum zu beschreiben, sie ist einfach toll. Und eben auch die „kleinen“ Tiere und das Zusammenleben der einzelnen Tierarten ist schon faszinierend. Was weniger faszinierend ist, und sich langsam zu einem echten Gruselerlebnis gestaltet, das ist der Staub. Selbst sich zwischendurch mal die Hände zu waschen, oder sich Wasser ins Gesicht zu spritzen ist nur von kurzfristigster Veränderung, denn keine 5 Minuten später ist der Urzustand, also die Staubschicht, wieder hergestellt. Egal was man tut oder anfasst. Ein Feuchttuch, mit dem ich mir, ca. 1 Stunde, nachdem ich das Gesicht mal abgespritzt habe, durch das Gesicht fahre, ist dunkelbraun. Komplett. Dabei habe ich noch gar nicht das ganze Gesicht „sauber“.

Die Haare zu bürsten geht nur noch unter Schmerzen. Es tut weh, wenn man versucht, da durch zu kommen. Alles verklebt, fast ein sinnloses Unterfangen.

Viel schlimmer aber ist, dass man dies auch alles einatmet. Sich dieser feine Staub auch auf alle Schleimhäute legt und man schon im Mund fühlen kann, dass man gerade „Staub frisst“. Es gibt keine Abhilfe, und so fange ich am Nachmittag an, von einer warmen, ausgiebigen Dusche zu träumen, die mich wieder klinisch rein säubert.

Zuvor fahren wir aber zu unserem Zeltplatz zurück, sammeln den Koch und unser Equipment ein. Denn noch steht die „Rückreise“ zum Rande des Ngorongoro-Kraters an, wo wir die nächste Nacht auf einem Zeltplatz verbringen werden. Die letzte Nacht unserer Reise. Und mit Abstand auch die härteste.

Die Fahrt dauert einige Zeit und so erreichen wir wieder erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit den Zeltplatz. Hier ist es um Einiges voller als auf dem Zeltplatz der letzten Nacht und so suchen wir uns schnell noch ein freies Plätzchen für unsere 3 Zelte. Jeder stellt sich da hin, wo es ihm auskommt, und leider sehen viele Zelte ziemlich gleich aus. Charmant ist allerdings, dass ca. 8 Meter von uns entfernt Zebras auf der Wiese weiden, die sich durch unser Treiben so gar nicht beeindrucken lassen.

Wir wurden schon im Vorfeld darauf hingewiesen, dass es am Rand des Kraters sehr kalt sein würde. Vor allem auch in der Nacht. Denn, dieser Krater liegt ca. bei 2.400 Meter über dem Meeresspiegel. Und wie sich das anfühlt erfahren wir sehr schnell, als die Sonne völlig verschwunden ist, und es noch Zeit bis zum Abendessen gibt, die es gilt zu überbrücken.

Gerne hätte ich mir eine Weile den fantastischen Sternehimmel angeschaut, aber die Kälte und der zunehmende Wind lassen das nicht zu. Ich schlüpfe in mein Zelt, habe zwei paar Socken an, eine dickere Sporthose, T-Shirt und 2 Jacken. In dieser Montur schlüpfe ich in den Schlafsack und bekomme da schon eine Idee, dass das für die Nacht nicht reichen wird.

Da es in dem „Esszimmer“ kein Platz mehr für unseren Tisch und Stühle gibt, müssen wir das draußen aufstellen. Ungeschützt, mitten im Freien. Und so sitzen wir da, wieder gegen ca. 21:00 Uhr an unserem Tisch, alle dick eingemummelt, Kapuze über dem Kopf und wärmen uns an unseren Teegläsern, während eine Handy-Taschenlampe überhaupt das notwendige Licht dafür gibt, zu erkennen, was eigentlich auf dem Tisch steht.

Eine kleine Bemerkung zu den landestypischen Massai-Decken. Diese sind hier in der Gegend absolut Standard, es handelt sich dabei um Decken, meist in Rot mit kariertem Muster. Die Massai tragen sie oft als Umhang, viele Frauen auch als Schürze, sie werden aber auch gerne als Tischdecke oder zusätzliche Decke im Bett verwendet.

Und genau das bringt mich dann dazu nach unserem Abendessen und dem abgedeckten Tisch, eben jene Tischdecke an mich zu nehmen und sie kurzerhand zu einer weiteren Decke für mich für die Nacht umzufunktionieren. Zuvor lassen wir uns aber noch in Wasserflaschen warmes Wasser einfüllen, welche dann als Wärmflaschen in den Schlafsäcken dient.

Aber all das reicht nicht aus, um mich in der Nacht warm zu halten. Zwischendurch muss ich nochmals auf die Toilette, und erinnere mich hier an die Worte des Guides: an diesem Platz können sich schon einmal Elefanten bei den Waschräumen aufhalten oder Zebras durch die Zeltanlage spazieren.

Auf dem Rückweg erwische ich dann das falsche Zelt, was, auch wenn ich es sehr schnell merke, mich doch zu zahlreichen Entschuldigungen veranlasst.

Der Rest der Nacht ist schnell erzählt. Es ist bitterkalt. Ich versuche mich so klein wie möglich zu machen um keine Wärme zu verschenken. Die Wärmflasche ist ein Segen, aber auch sie kann mein Frieren nicht verhindern. Und ich möchte mir nicht ausmalen, wie kalt mir wäre, hätte ich nicht noch die Tischdecke mit in den Schlafsack gepackt. Doch meine Füße werden und werden nicht warm.

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