Die Nacht war leider wieder nicht so prickelnd. Zu wenig Schlaf obwohl ich steinmüde auf die Matratze geklettert bin. Ich weiß nur noch von einer kurzen Traumpassage, in der ich nach 3 Wochen „auf einen Sprung“ nach Deutschland zurückgekehrt bin um ein paar Sachen zu organisieren. Ich wollte dann aber am gleichen Tag wieder nach Tansania zurück, da ich ja noch 3 Wochen geplant habe. Aaah ja…
Vielleicht wird es ja heute Abend besser mit dem schlafen. Aber Stockbetten haben bei mir eben eine eigene Dramaturgie…
Heute Morgen ist der Himmel vielversprechend, was meint, helle Wolken und die Sonne lässt sich zumindest erahnen. Dennoch ist die „2-Jacken“-Variante angesagt, denn nachher geht’s wieder aufs Piki Piki und das ist dann schon etwas kühler.
Ich muss mir noch den Namen der Station einprägen, an der ich aussteigen muss, denn heute bin ich dahin alleine unterwegs. Und es ist eine kleine Station, ein Haus, ein paar Piki Piki und viel Natur. Also so keine wirklich einprägsamen Gebilde und halt in „the middle of nowhere“. Aber ich bin zuversichtlich dass ich das hinbekomme.
Etwas peinlicher ist mir da schon, dass ich wohl meinen Piki Piki Fahrer vom Dienstag nicht wieder erkennen werde. Mit den Gesichtern tue ich mich noch schwer. Ich werde wohl ganz naiv in die Runde nach „Mister Robert“ fragen und hoffen, dass jemand – für mich erkennbar – reagiert. Finde ich zwar doof, ist aber bei mir so. Ähnlich, wie ich auch immer länger brauche, um mir Namen zu merken. Hätten die Menschen Nummern auf der Stirn eingraviert, mir würde das Wiedererkennen doch um Einiges leichter fallen :).
Ich starte zum Projekt und es fängt an zu regnen. Wieder mal komplett mit meiner Wettervorhersage danebengelegen. Die erste Dala Dala Fahrt ohne weitere nennenswerte Geschehnisse, die zweite Dala Dala-Fahrt war da schon wieder ereignisreicher: erst einmal kostet sie TSH 100 weniger als das letzte Mal, und seltsamerweise ist die Rückfahrt grundsätzlich TSH 100 günstiger als die Hinfahrt. Weil es dort bergab geht?
Irgendwann mitten auf der Strecke werde ich umgeladen. Ich werde in ein anderes Dala Dala gebeten, der Condar des ersten Dala Dalas zahlt dem Condar des zweiten Dala Dalas wohl einen anteiligen Fahrtpreis für mich. Hat ein bisschen was von Kamelhandel.
An der nächsten Station wird dann erst einmal das Auto repariert. Also, so ansatzweise. Was genau gemacht wird kann ich nicht erkennen. Ich bin mir auch dieses Mal nicht sicher, ob ich das überhaupt wissen möchte.
Meinen Fahrer wieder zu erkennen geht problemlos, es sind nämlich nur 2 Piki Pikis da und er ist nicht dabei. Das erkenne sogar ich. Mir wird erklärt, dass Mister Robert zu Hause ist, und ich nehme den Fahrer, der mich dahin gehend unterrichtet. Halb Swahili halb Englisch erkläre ich ihm, dass er mich bitte um 16:00 Uhr abholen möge. So ganz sicher bin ich mir nicht, ob er mich verstanden hat, denn er fragt bei der Uhrzeit 4:00 Uhr zwei Mal nach ob „a.m.“ (4:00 Uhr morgens) oder „p.m.“ (4:00 Uhr nachmittags). Ich bin gespannt, was letztendlich passieren wird.
Bis ich hinten bei den Zwingern bin habe ich schon diverse Hunde gepöngelt und beschmust. Das Meerschweinchen wird noch an die frische Luft gebracht, und dann geht es auf zum Spaziergang mit 4 Hunden. Ist erst einmal ein bisschen chaotisch und sie setzen alles daran, mich mit ihren Leinen zum Paket zu verschnüren. Wenn sie dann von der Leine gelassen, wird es doch wesentlich entspannter. Außer, dass man zwischendurch die mutierten Ameisen aus ihren Pfoten abzupfen muss, da diese sich dort gerne festbeißen. Die Gegend, durch die wir laufen ist ein Traum!
Ups, und schon wieder ist Zeit für einen Mittagskaffee, Reste vom gestrigen Hostelessen und einer Scheibe deutschem Graubrot. Weiter geht’s mit den kleinsten Hunden, die sich meine Beine als Schlafstätte ausgesucht haben. Dass ich bald nicht mehr weiß wie ich meinen Rücken schmerzfrei halten soll, das beeindruckt die Knirpse wenig.
Mit den etwas größeren Hunden trainiere ich ein klein wenig. Da diese ja in der Vermittlung sind und nicht wenige nach Deutschland oder in den deutschsprachigen Raum gehen, können die Kommandos in Deutsch trainiert werden.
Es ist kurz vor 16:00 Uhr und ich bin gespannt ob mein Piki Piki kommt. Ich laufe schon ein wenig in die Richtung und tatsächlich, 5 Minuten später ist er da. Toll! Wirklich. Denn für tansanische Verhältnisse ist das wirklich klasse, weil sie eben nicht jene Pünktlichkeit innehaben.
2 Stunden brauche ich bis ins Hostel zurück, denn auch hier herrscht Feierabendverkehr.
Und nun weiß ich, auf was ich mich wohl am allermeisten freuen werde, wenn ich zurück nach Deutschland komme: es wird weder das Essen sein (auch wenn es mir viel zu Kohlehydrate-lastig ist und Protein und Vitamine eher fehlen), noch das Immer-Vorhandensein von Strom und Wasser (ich lerne zu improvisieren, was funktioniert, wenn man zumindest einmal am Tag beides zusammen hat).
Nein, am allermeisten vermisse ich klare, „gesunde“ Luft. Der Staub ist hier überall gegenwärtig, dieser frisst sich in jede Pore und wird natürlich auch immens eingeatmet. Die Abgase, die hier ungefiltert und oftmals mit schwarzer Rauchwolke in die Umgebung abgegeben werden sind massiv, und in den 6 Wochen werde ich wohl mehr davon inhalieren, als in den letzten 15 Jahren zuvor. Und den folgenden 15 Jahren.
Ein kleiner netter Nebeneffekt wäre auch mal wieder einen Tag in sauberer Kleidung zu überstehen. Einfach abends so aussehen, wie ich mich am Morgen angekleidet habe. Im Tierheim wird das nicht machbar sein. Das ist okay, absolut, dennoch freue ich mich darauf, wenn es auch mal wieder anders sein wird.
Für heute bin ich fertig. 10 Stunden auf den Beinen mit den unterschiedlichsten Anforderungen, das schlaucht schon. Morgen ist noch einmal ein Tierheim Tag. Und trotz der langen Fahrtzeit freue ich mich darauf.
Ich überlege nur schon, ob ich Samstag vielleicht noch einmal die gleiche Strecke zurück lege. Aber anstatt Piki Piki und Tierheim, die Strecke mit der Kamera ablaufe und in den Arusha Nationalpark gehe, der ja der direkte Nachbar des Tierheims ist.
Für heute wollen meine Gehirnzellen aber nicht mehr in Anspruch genommen werden. Und so verschiebe ich ein weiteres Nachdenken darüber auf morgen. Vielleicht.
Erst einmal habe ich Hunger. Guten Appetit!